Viertelfinalcheck: Deutschland vs Frankreich

So Freunde, Viertelfinale! Ab jetzt wird’s ernst! Daher drehen wir den Sarkasmus-Regler mal ein paar Stufen herunter und erklären, warum das alles nicht so schlimm ist, wie es nach dem Achtelfinaldrama mit Happy End ausgesehen hat. Dazu einmal 10 Gründe:

1.) Torwart:

Dieses Defensivverhalten ist Neu(er)!
Dieses Defensivverhalten ist Neu(er)!

Manuel Neuer ist aktueller Welttorhüter und vielleicht einer der besten aller Zeiten. Warum? Gucken wir doch einmal nach, wieviele Torchancen Algerien eigentlich hatte? Praktisch keine, da sämtliche Konter durch Neuer abgefangen wurden. Warum soll man eigentlich der Abwehr ankreiden, dass sie Chancen zugelassen hat? Als Teil der Abwehr hat unsere „Falsche 3“ doch als letzter Mann die möglichen Chancen alle verhindert. Das deutsche Spiel ist durch ihn viel weniger Konteranfällig, als durch einen „herkömmlichen“ Torwart und die Abwehr kann so die Offensive besser unterstützen und Überzahl schaffen. Daher hier ein Klarer Vorteil für Deutschland!

2.) Abwehr:

Zugegeben, auch ich finde die linke Seite mit Höwedes nicht gut besetzt (Wozu haben wir eigentlich Durm dabei?!?), aber die Innenverteidigung bekommt im nächsten Spiel mit Mats Hummels wieder einen Spieler, der den Spielaufbau wie kaum ein anderer einleiten kann. Defensiv die ideale Ergänzung zu Mertesacker und ein Innenverteidigerduo, um das uns viele Nationen beneiden. Auf der rechten Seite hat Boateng das bisher gut gemacht und Mustafi ist als Unsicherheitsfaktor nun aus dem Rennen. Natürlich ist Lahm dort besser, aber dazu komme ich jetzt.

3.) Defensives Mittelfeld:

Ich oute mich jetzt: Lahm ist auf der 6 genau richtig! Übersicht, Ballsicherheit und kluge Pässe zeichnen sein Spiel aus. Schnelligkeit und sein „Verteidiger-Gen“ sind ideal im Rückwärtsgang. Dazu kommt, dass offensichtlich weder Schweinsteiger, noch Kehdira offensichtlich über 90 oder gar 120 Minuten Topleistung abrufen können. Insofern ist es doch nur logisch, dass sich die beiden die zweite 6er Position teilen. Kroos davor ist top und kann Spiele entscheiden, so er denn seine Leistung abruft.

4.) Offensives Mittelfeld:

Ich halte es für falsch Andre Schürrle von Beginn an spielen zu lassen. Die klimatischen Bedingungen geben gewissermaßen vor, dass im Laufe des Spieles die meisten Mannschaften konditionell stark abbauen. Schürrle ist die ideale Waffe, wenn der Gegner anfängt müde zu werden und das erreicht man sehr gut durch Ballbesitz. Genau das hat man auch im Algerienspiel gesehen. In der ersten Halbzeit waren sie fit und konzentriert, dennoch hatte Deutschland hohen Ballbesitz und die Algerier bauten zunehmend ab. Erst durch die nun entstandenen freien Räume ist die Durchschlagskraft von Schürrle so effektiv gewesen. Allerdings klarer Kritikpunkt, wir müssen von Beginn an mehr investieren und den Gegner bei eigenem Ballbesitz mehr „Laufen“ lassen.

5.) Einstellung:

Deutschland hat nach dem Viertelfinale gegen Argentinien bei der WM 2006 Ewigkeiten kein Spiel mehr „drehen“ können. Damals fightete die Mannschaft nach 0:1 Rückstand und wurde für Leistung belohnt. Lange Zeit war nach Rückstand Ende. Keine klare Linie mehr, Konfusion und in 5 von 6 Fällen am Ende eine Niederlage. Hier alle („wichtigen“) Spiele seit 2006, bei denen Deutschland in Rückstand geraten ist, mit Endergebnis:

EM 2008: Kroatien vs Deutschland 2:1
EM 2008: Türkei vs Deutschland 2:3 (Die Ausnahme; der Ausgleich zum 1:1 fiel damals 4 Minuten nach dem Rückstand)
EM 2008: Spanien vs Deutschland 1:0
WM 2010: Serbien vs Deutschland 1:0
WM 2010: Spanien vs Deutschland 1:0
EM 2012: Italien vs Deutschland 2:1

Lange Zeit war fast sicher, wenn Deutschland in Rückstand gerät, ist das Spiel verloren. In der Vorrunde hat die Mannschaft durch Kampfgeist das Spiel gegen Ghana nach Rückstand wenigstens in ein Remis gewandelt. In diesem Spiel waren auch nicht die üblichen Auflösungserscheinungen zu sehen, sondern eine klare Linie. Das macht Mut!

6.) Spiele gegen Afrikanische Teams

Die Mannschaft tut sich mit kämpferischen Gegnern schwer. Besonders mit afrikanischen Teams. Hier die letzten Spiele gegen afrikanische Teams:

WM 2010: Deutschland vs Ghana 1:0
Vorbereitung: Deutschland vs Kamerun 2:2
WM 2014: Deutschland vs Ghana 2:2
WM 2014: Deutschland vs Algerien 2:1 n.V.

Die Franzosen machen ein anderes Spiel und liegen dem Team damit etwas besser.

7.) „Emotion & Entschlossenheit“

Das hat man in den letzten Jahren etwas vermisst; Wir hätten keine „Leader“, keine „Typen“. Die Interviews nach den Spielen hörten sich wie von Ghostwritern geschrieben an. Deutschland Heute? Ich sag nur: Mertesacker…

Ob das jetzt richtig von ihm war, oder nicht, an der Diskussion will ich mich nicht beteiligen. Aber so eine Reaktion bringt man nur, wenn man entschlossen ist und an sich und seine Ziele glaubt. Dafür Hut ab!

8. Frankreich

Frankreich ist stark, aber sicherlich keine Übermannschaft. Die Gegner waren mit Ausnahme der Schweiz kein wirklicher Maßstab und auch die Schweiz hat es den Franzosen ähnlich leicht gemacht wie Portugal den Deutschen. Die DFB 11 wird die Franzosen sicherlich anders fordern, als sie es bisher gewohnt sind.

9. Erfahrung & Konzentration

Deutschland begann die Spiele meist furios und wurde mit zunehmender Spieldauer nervöser, wenn sie in den ersten 20 Minuten kein Tor erzielt haben. Die Erfahrung der Spieler zeigt heute hohe Konzentration und Steigerungsfähigkeit während des Spieles. Das zeigte auch das Algerienspiel.

Es gibt noch viele, viele weitere Gründe, aber das soll es erst einmal gewesen sein. Morgen heisst es Daumen drücken und die Franzosen das Fürchten lehren! Ach ja, nicht zu vergessen der letzte Punkt:

10. Fussballweisheit 

“Football is a simple game; 22 men chase a ball for 90 minutes and at the end, the Germans always win.”
„Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen.“ – Gary Lineker

Über

Dr. Herb(bert) Aus wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen auf und zeigte schon im Kindesalter aussergewöhnliche Intelligenz. Sein Abitur machte er mit 22. Das lag an 3 Auslandsjahren in denen er nebenbei Abschlüsse in Physik und Philosophie an der Universität erreichte. Später folgten Promotionen in Erbsenzählerei und Internetarchitektur. Leider hat er bis heute noch keinen Job finden können, da sämtliche Arbeitgeber in für überqualifiziert hielten. Das stürzte ihn im Alter von 28 Jahren in eine leichte Depression. Nach langer Suche fand er endlich eine äußerst attraktive Therapeutin, die ihm empfahl ein wenig mehr Spaß in seinem Leben könnte seine Verkrampfungen lösen...